Echinacea-purpurea-Extrakt zeigt eine deutliche antivirale Wirkung und verringert das Risiko für virale Atemwegsinfekte, einschliesslich SARS-CoV-2, wie mehrere Studien zeigen. Durch die signifikante Verringerung der Viruslast bei infizierten Personen bietet das Phytotherapeutikum eine unterstützende Ergänzung zu bestehenden Interventionen. Der Extrakt könnte zudem eine nützliche Option zur Kontrolle bestehender und zukünftiger Mutationen des SARS-CoV-2-Virus darstellen, was es in weiteren Studien zu untersuchen gilt.

Coronaviren sind respiratorischen Viren, die Atemwegserkrankungen unterschiedlichen Schweregrades verursachen. Die mittlerweile gegen das SARS-CoV-2-Virus entwickelten Impfstoffe verhindern effektiv schwere Krankheitsverläufe. allerdings verfügt das Virus über eine hohe Wandelbarkeit und es gibt immer wieder Impfdurchbrüche. Weitere antivirale Präparate die einen breiten Schutz bieten mit möglichst geringer Anfälligkeit auf Virusmutationen werden dringend benötigt. Präklinische Daten postulierten 2020 eine solche Wirkung für Echinacea purpurea, jedoch war die Generalisierbarkeit dieser Studiendaten auf die Wirkung beim Menschen ungeklärt [1]. Nun sind aber weitere Studiendaten erschienen [2].

Explorative klinische Präventionsstudie in der Covid-19-Pandemie

Eine randomisierte, offene, kontrollierte klinische Studie untersuchte das Potenzial von Echinacea purpurea für die Prävention und Behandlung viraler Atemwegsinfektionen mit einem besonderen Fokus auf SARS-CoV-2-Infekte [3]. 120 gesunde Freiwillige im Alter von 18-75 Jahren wurden randomisiert einer Echinacea-Prävention oder einer Kontrollgruppe ohne Intervention zugeteilt. Nach einer Run-in Woche durchliefen die Teilnehmer 3 Präventionszyklen von 2-2-1 Monaten mit täglich 2400 mg Echinacea purpurea Extrakt (Echinaforce®, EF). Zwischen den Zyklen wurde die Therapie für je eine Woche unterbrochen. Akute Atemwegssymptome wurden bis zu 10 Tage lang mit 4000 mg EF behandelt und ihr Schweregrad in einem Tagebuch festgehalten. Nasen-/Rachenabstriche und Blutproben wurden routinemässig jeden Monat und zusätzlich während akuter Erkrankungen entnommen. Der Nachweis und die Identifizierung von Atemwegsviren, einschliesslich SARS-CoV-2, erfolgte über Serologie und RT-qPCR, welche auch die Viruslast bestimmte.

Über 5 Monate hinweg wurden unter EF-Prävention insgesamt 21 Proben positiv auf ein respiratorisches Virus getestet gegenüber 29 Proben in der Kontrollgruppe, davon waren 5 bzw. 14 Proben SARS-CoV-2-­positiv (RR=0,37, p=0,03). Insgesamt traten in der EF- und der Kontrollgruppe 10 bzw. 14 symp­to­matische Episoden auf, von denen 5 bzw. 8 Covid-19-Erkrankungen waren (RR=0,70, p>0,05). Die EF-Behandlung akuter Episoden reduzierte die Viruslast insgesamt signifikant um mindestens 2,12 log, respektive um über 99% (p<0,05). Die Zeit bis Patienten wieder virus-negativ getestet wurden, verkürzte sich insgesamt um 8,0 Tage (p=0,02) und um 4,8 Tage bei SARS-CoV-2 (p>0,05) im Vergleich zur Kontrollgruppe. Schliesslich führte die EF-Behandlung zu einer signifikanten Verringerung der Fiebertage (11 Tage im Vergleich zu 1 Tag, p=0,003), nicht aber der Gesamtsymptomatik, was mit dem ungleichen Verbrauch an Co-Medikation zu tun haben könnte. Unter Echinacea kam es zu weniger Covid-19-Hospitalisationen, wobei der Unterschied nicht statistisch signifikant war (n=0 vs. n=2).

Insgesamt zeigt die Studie eine breite antivirale Wirkung des EF-Extrakts, indem SARS-CoV-2 sowie andere virale Infektionen verhindert werden konnten (Kasten). Die Studie wurde im Zeitraum November 2020 bis Mai 2021 durchgeführt. Wie bei Impfungen, stellt sich auch bei Echinacea die Frage nach der Generalisierbarkeit auf neue Varianten, wie delta oder Omicron. Eine zweite Arbeit beschäftigte sich daher mit dem antiviralen Wirkmechanismus von Echinacea purpurea und dem Wirkspektrum bei Coronaviren im Allgemeinen.

Echinacea hemmt die Endozytose von SARS-CoV-2

Ein internationales Forscherteam mehrerer Universitäten untersuchte parallel die Wirkung von Echinacea purpurea auf SARS-CoV-2 Variants of Concerns (VOC’s) und auf ein Pseudovirus, welches lediglich den Spike Rezeptor exprimiert [4]. Echinacea inaktivierte sämtliche VOC’s etwa gleich stark, namentlich wurden alpha, beta, gamma, eta oder die delta Variante bei weniger als 25 μg/ml Echinaforce® in vitro komplett inhibiert. Als mögliche Erklärung für den breiten antiviralen Schutz wurde das Prinzip des Vielstoffgemischs pflanzlicher Extrakte angeführt, welches weniger anfällig auf virale Mutationen und das Auftreten neuer Varianten sein könnte. In einer früheren Publikation [1]. wurde bemängelt, dass erst der direkte Kontakt von Echinacea den Virus inaktiviert, was die klinische Relevanz infrage stellen könnte. Ein neuer Ansatz ermittelte daher, welche Ergebnisse die präventive Behandlung von Epithelzellen (ohne Vorbehandlung des Virus) liefern würde: Bereits 20 μg/ml EF konnte die sequentielle Infektion mit SARS-CoV-2 komplett inhibieren.

ZusammenfassungDie Prävention viraler Infektionen während der Covid-19-Pandemie und das Wirkspektrum von Echinacea auf verschiedene SARS-CoV-2-Varianten wurde in zwei Forschungsarbeiten eingehend analysiert.Die in der Präventionsstudie von Kolev et al. nachgewiesene deutlich verringerte Viruslast bei infizierten Personen unterstreicht die breite antivirale Wirkung des EF-Extrakts zur Vorbeugung von SARS-CoV-2 sowie anderer viraler Infektionen [3]. Dies verweist auf eine zusätzliche Option zur Prävention und Behandlung. Obschon es sich um eine relativ kleine Studie handelt, stehen die Resultate im Kontext eines weiteren, neuen Reviews zur Prävention endemischer Coronavirus Infektionen durch EF-Extrakt darin konnten zwei RCTs bei Erwachsenen und Kindern eine effektive Schutzwirkung des EF-Extrakts gegen umhüllte Viren, einschliesslich Coronaviren belegen [5].In der Studie von Vimalanathan 2021 konnte erstmals ein zell-protektiver Effekt bestätigt werden, welcher in der Prävention zentral sein könnte. Erste Untersuchungen deuten nun darauf hin, dass EF mit TMPRSS-2 interagiert, einer Serinprotease, welche für die Endozytose sämtlicher Coronavirus Varianten in gleichem Masse erforderlich ist. Dies könnte ein neuer, vielversprechender Ansatz bei der Bekämpfung von SARS-CoV-2 darstellen [4].

Literatur:

  1. Signer J, et al.: In vitro virucidal activity of Echinaforce®, an Echinacea purpurea preparation, against coronaviruses, including common cold coronavirus 229E and SARS-CoV-2. Virol J 2020; 17(1): 136.
  2. «Neue Studien zur Antiviralen Wirkung von Echinacea purpurea», A. Vogel, 10.01.2022
  3. Kolev E, et al.: Echinacea purpurea for the Long-term Prevention of Viral Respiratory Tract Infections during COVID-19 Pandemic: A Randomized, Open, Controlled, Exploratory Clinical Study. medRxiv 2021.12.10.21267582; doi: https://doi.org/10.1101/2021.12.10.21267582
  4. Vimalanathan S, et al.: Broad antiviral effects of Echinacea purpurea against SARS-CoV-2 variants of concern and potential mechanism of action. bioRxiv 2021.12.12.472255; doi: https://doi.org/10.1101/2021.12.12.472255
  5. Nicolussi S, et al.: Echinacea as a Potential Weapon against Coronavirus Infections?: A Mini-Review of Randomized Controlled Trials. GA conference (Poster), 2021, Bonn, Germany.

HAUSARZT PRAXIS 2022; 17(2): 38–39

Mirjam Peter, M.Sc.

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