Das Theaterstück “Frau Yamamoto ist noch da”, aufgeführt am Schauspielhaus Zürich, präsentiert sich als tiefgründige und bewegende Reflexion über das Leben, inszeniert von Jette Steckel. Das Bühnenbild, gestaltet von Florian Lösche, spielt eine zentrale Rolle: bunte, schwebende Scheiben kreieren eine einzigartige Szenerie, die die wechselnden Stimmungen und Themen des Stücks visuell unterstützt. Diese Farben und Formen schaffen eine Kulisse, die ebenso surreal wie faszinierend wirkt und das Publikum von Anfang an in ihren Bann zieht.
Der Verlauf des Stücks ist durch Szenen geprägt, die nicht bloss oberflächlich erscheinen, sondern sich mit existenziellen Fragen auseinandersetzen. So wird das Publikum Zeuge einer Therapiesitzung, in der Figuren ihre innersten Wünsche und Ängste offenlegen. Eine besonders denkwürdige Szene spielt sich im Schlafzimmer ab, wo die Erkenntnis, dass man im Leben etwas anderes anstreben sollte, leise, aber eindringlich vermittelt wird. Eine andere Szene zeigt zwei Personen beim Angeln, die über die Sinnhaftigkeit des Daseins reflektieren – ob noch etwas in der Welt zu finden ist, das Bedeutung hat.
Nikola Weisse brilliert in der Rolle der Frau Yamamoto, die auf berührende Weise die Leere und das Altern in ihrem Alltag reflektiert. Ein absolutes Highlight des Abends war der Monolog von Judith Hofmann, die in einer herausragenden Performance eine nervöse Frau verkörpert, die aus ihrem Fenster den Nachbarn beobachtet und gleichzeitig hektisch mit ihrer Freundin Sonia telefoniert. Diese Szene, in der Hofmann die Zerrissenheit und Unsicherheit ihrer Figur meisterhaft darstellt, war ein Höhepunkt des Stücks – sowohl in ihrer schauspielerischen Tiefe als auch im dramaturgischen Aufbau. Ihr Monolog war ein fesselndes Beispiel dafür, wie das Banale in den Händen eines Könners zur Kunst werden kann.
Trotz der tiefgründigen Themen des Stücks kommt die komödiantische Seite nicht zu kurz. Immer wieder sorgen scharfsinnige Dialoge und skurrile Situationen für herzhaftes Lachen im Publikum. Ein besonderes komödiantisches Highlight der Aufführung war das Gedicht präsentiert von Daniel Lommatzsch seiner Rolle. Seine Darbietung brachte das Publikum zum Schmunzeln.
Auch die Lichtgestaltung trug wesentlich zur Wirkung des Stücks bei. Mit gezielt eingesetzten Lichteffekten wurden die verschiedenen Stimmungen verstärkt, und die Übergänge zwischen den Szenen bekamen eine fast filmische Qualität, dank des Meisterwerks von Michel Güntert. Die Lichtarbeit war somit nicht nur funktional, sondern selbst eine künstlerische Komponente, die die surrealen und emotionalen Momente unterstrich.
Frau Yamamoto ist noch da ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie Theater die vielfältigen Facetten des menschlichen Lebens auf den Punkt bringen kann. Mit der schillernden Besetzung, der kraftvollen Regie und der klugen Inszenierung bietet das Stück eine emotionale und zugleich intellektuelle Reise. In der aktuellen Kampagne für Wohlbefinden trifft dieses Stück genau ins Schwarze: Es spiegelt die Komplexität des menschlichen Lebens wider, von Einsamkeit über Sehnsüchte bis hin zur Frage, was es bedeutet, wirklich zu leben.
Wer Theater liebt, das zum Nachdenken anregt und zugleich unter die Haut geht, sollte sich diese Aufführung nicht entgehen lassen. Weitere Informationen zur Vorstellung sowie den Ticketkauf finden Sie hier.
Text: Alex Alves
Foto: Alex Bunge
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