Wer sich in der kalten Jahreszeit mit einem Atemwegsinfekt herumschlägt, leidet damit verbunden fast immer auch an einem unangenehmen Husten. Dieser kann sich als durchaus hartnäckig erweisen, verschwindet aber in der Regel mit dem Abklingen der Erkältung. Wenn man den Husten jedoch über Wochen nicht loswird und er sich chronifiziert, sollten Erkrankungen wie Asthma bronchiale und COPD abgeklärt werden.

Eine 38-jährige Nie-Raucherin stellte sich mit seit 3 Wochen andauerndem, trockenem Reizhusten vor. Die Frau litt seit vielen Jahren an Heuschnupfen (Gräser- und Roggenallergie) und hatte in den zurückliegenden Wochen regelmässig Spaziergänge mit ihrem Pflegehund durch Wiesen und Wälder unternommen. Subjektiv empfand sie bei Belastung eine Luftnot und musste ständig husten. In der Lungenfunktion zeigte sich eine FEV1 von 69%, nach Bronchospasmolyse stieg der Wert auf 87%. Anhand der Daten diagnostizierte man ein allergisches Asthma, empfahl der Frau eine Allergenkarenz und leitete die leitliniengemässe Asthma-Stu­fen­the­ra­pie ein, berichtete Prof. Dr. Stephanie Korn, Institut für klinische Forschung Pneumologie, Mainz (D) [1].

Zu den typischen Beschwerden bei Asthma bronchiale gehören klassischerweise die anfallsartige Luftnot bzw. ein Engegefühl in der Brust, auch wenn diese Symptomatik nicht unbedingt auf die Mehrheit der Patienten zutrifft. Manche Betroffenen beschreiben Atemnebengeräusche wie Giemen und Pfeifen. Daneben gibt es aber auch Patienten, deren Asthma sich vor allem durch Husten äussert. «Es ist erstaunlich, wie viele Patienten wir sehen, die mit ihrem Husten von Pontius zu Pilatus laufen, mit unterschiedlichsten Verdachtsdiagnosen, ohne dass jemand auf die Idee gekommen ist, dass der Husten Ausdruck entzündeter Atemwege bei Asthma sein könnte.» Patienten mit solchen Symptomen wachen häufig nachts auf mit Hustenattacken und weisen die klassischen reizbaren Bronchien auf. 

Bei Husten ohne Fieber an Asthma denken

Ein Tipp der Pneumologin, um unklarem Husten schneller auf die Schliche zu kommen: «Fragen Sie nach Fieber!» Wenn sich ein Patient mit Husten vorstellt, aber keine erhöhte Temperatur hat, sei dies ein erster Hinweis, auch in Richtung Asthma zu denken. «Fieber ist bei sehr vielen Erkrankungen evident, beim Asthma spielt es jedoch keine Rolle.»

Einem asthmatischen Husten charakteristisch ähnlich ist der postinfektiöse Husten. Dieser kann nach einem Infekt der Atemwege über mehrere Wochen anhalten und die Patienten sehr verunsichern, da sie das Gefühl haben, ihre Erkrankung nicht loszuwerden, erklärte Prof. Korn. Der Husten ist jedoch ein Zeichen der abklingenden bronchialen Entzündung und sollte mit inhalierbarem Kortison über einen Zeitraum von 2–4 Wochen behandelt werden. Das lindert die Beschwerden und verkürzt in der Regel auch die Dauer, die Behandlung ist jedoch nicht in der Lage, den Husten komplett «abzuschalten».

«AHA-Effekt» weist auf COPD hin

Prof. Korn berichtete über einen 75-Jährigen, der über chronischen Husten mit Auswurf seit etwa fünf Jahren klagte. Der Mann gab eine Belastungs-Dyspnoe an und meinte, nur eine Treppen-Etage laufen zu können, ehe er wegen Luftnot anhalten müsse. Nachts bestehe keine Atemnot, Allergien seien auch nicht bekannt, allerdings leide er unter häufigen Infekten. Der Patient ist seit zwei Jahren Nichtraucher, hat zuvor jedoch über 40 Jahre 1 Packung pro Tag (40 PY) konsumiert. Die Lungenfunktion wies eine schwere Obstruktion aus mit einer Einsekundenkapazität von nur noch 39%. «Es ist leider nicht selten, dass wir Patienten in der Erstdiagnose sehen, deren Lungenfunktion bereits derart beeinträchtigt ist. Diese Menschen halten einiges aus, ehe sie zum Arzt gehen. Wahrscheinlich auch in dem Bewusstsein, dass sie mit dem Rauchen einiges zu ihrer schlechten Kondition beigetragen haben.» Die Diagnose COPD, ausgelöst durch den langjährigen Nikotinkonsum, lag hier auf der Hand. Eine Therapie kann sich bei COPD-Patienten durchaus schwierig gestalten, «weil halt viele auch Kampfraucher sind», initial empfiehlt die Pneumologin jedoch ein lang wirksames Betamimetikum (LABA) und evtl. ein Anticholinergikum, um eine maximale Bronchodilatation zu erreichen.

Die drei Kardinalsymptome der COPD werden gerne auch als AHA-Effekt bezeichnet, denn sie umfassen Atemnot (die meistens erst nach Belastung oder nach einer Exazerbation im Rahmen eines Infekts auftritt), Husten und Auswurf. «Bei einem Patienten über 40 Jahre mit Husten und Raucheranamnese sollte daher immer auch die COPD im Hinterkopf behalten werden», riet die Expertin.

Quelle: 1. Streamedup! PraxisLive «Chronischer Husten», Dezember 2022.

InFo PNEUMOLOGIE & ALLERGOLOGIE 2023; 5(1): 37

Jens Dehn

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